Bilder im Kopf
„Man kann nicht nicht kommunizieren,“ hat schon Paul Watzlawick gesagt. Stimmt. Auf die eine oder andere Art kommunizieren wir immer, wenn wir auf andere Lebewesen treffen – Menschen, Tiere, ja sogar Pflanzen scheinen manchmal auf gutes Zureden zu reagieren.
Also – wenn wir dann auch noch die gleiche Sprache sprechen (da bin ich jetzt bei der Mensch-Mensch-Kommunikation…), sollten wir die Botschaften, die wir einander senden, ja auch verstehen, sollte man meinen. Warum ist das aber nicht immer so? Sowohl im Privatleben als auch im Beruf passiert es, dass Menschen sich nicht verstehen, oder einander missverstehen.
Das liegt einerseits am Sender/der Senderin der Botschaft. Dabei geht es nicht nur darum, WAS gesagt wird, sondern vor allem um das WIE. Nicht umsonst wird in guten Kommunikationstrainings so viel Wert auf das Thema feedback und adäquates Formulieren gelegt. Wie ich ein Argument präsentiere, hat eine große Auswirkung darauf, wie es beim Gegenüber ankommt. Andererseits ist wichtig, wie ein Empfänger/eine Empfängerin eine Botschaft aufnimmt. Wird eine von der Senderin völlig harmlos gemeinte Bemerkung vom Empfänger anders „verstanden“, kann das eine erfolgreiche Kommunikation unmöglich machen. Wie kommt es nun dazu, dass trotz sorgfältigen Formulierens eine Botschaft bei der Empfängerin anders, eventuell auch negativ, ankommt?
Das kann an den Bildern liegen,
die wir im Kopf haben.
Geprägt durch die jeweiligen individuellen Lebenserfahrungen, verbinden wir Botschaften mit bestimmten Bildern und diese mit einer spezifischen Bedeutung – die unter Umständen völlig anders ist als die anderer Menschen. Prallen unterschiedliche Bilder aufeinander, kann ein Missverständnis vorprogrammiert sein.
Wer hat nicht noch die Worte im Kopf (um ein „politisches Beispiel“ zu nennen), dass „Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist“ – eine Aussage zu Corona, getroffen im Spätwinter, die dann zu viel Kritik geführt hat und im anhaltenden lockdown als falsch angeprangert wurde. Ohne eine politische Bewertung abgeben zu wollen, frage ich mich, welches wohl das Bild des Senders und welches das der Empfänger dabei war?
Was ist für Sie ein Tunnel? Was sehen Sie bei dem Wort? Denken Sie dabei an den Plabutschtunnel auf der A9 mit mehr als 10 km Länge, oder an den Übelskogeltunnel mit seinen knapp 400 m auf der A2? Wenn Sie nun bildlich gesehen, die Länge des Tunnels in Zeit übersetzen – tja, die beiden Bilder könnten unterschiedlicher nicht sein – da leuchtet es ein, dass sie unterschiedlich verstanden werden…
Es lohnt sich also, sich als Adressat und Adressant bewusst zu machen, dass das eigene Bild von dem des Gegenübers unter Umständen weit abweicht. Die Auseinandersetzung damit hilft, in der Kommunikation achtsam zu bleiben.
Und Achtsamkeit ist wohl einer der wichtigsten Faktoren für eine gelungene Kommunikation. Eine achtsame, wertschätzende Haltung ist, was viele gute Kommunikatoren – und Führungskräfte – auszeichnet. Wenn wir es schaffen, vorurteilsfrei die Bilder anderer zu erkennen und offen für neue Bilder im Kopf zu sein, erweitert das unseren individuellen kreativen Spielraum.
Ein Bild, das ich Ihnen nun als Abschluss noch mitgeben möchte, ist das von „Hund und Katz.“
Was sehen Sie jetzt spontan vor Ihrem inneren Auge?
Ich sehe unsere Hündin und unseren Kater, die friedlich nebeneinander in der Wiese liegen und sich gut zu unterhalten scheinen. Hätten wir uns von dem althergebrachten Bild der ewigen Feinde – Hund und Katz – beeinflussen lassen, hätten wir diesen beiden wohl keine Chance gegeben, harmonisch miteinander zu leben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie immer wieder neue Bilder in Ihrem Kopf malen und so immer neue und auch überraschende Geschichten erleben können.