Mehr Tiere braucht die Wirtschaft

Eine provokante Feststellung, oder?

Im Folgenden erkläre ich, welchen Nutzen Tiere der Wirtschaft – und vor allem Führungskräften – bringen können, zB in Trainings.

Dass „Führen“ kein Gottgegebenes Talent sondern lernbar ist, ist mittlerweile eine von den meisten akzeptierte Tatsache. Aus diesem Grund gibt es bereits viele Führungskräfte-Ausbildungen – manche Unternehmen ermöglichen ihren Führungskräften auch, ihre Führungspersönlichkeit in Einzelcoachings gezielt zu entwickeln.

Petra mit weißem Alpaka am Strick im Stall

Management-Trainings, bei denen Tiere eingesetzt werden, sind daher heute nicht mehr so exotisch wie noch vor einigen Jahren, dennoch sind viele erstaunt, wenn das Thema „tiergestütztes Training“ angesprochen wird. Dabei liegen die Vorteile klar auf der Hand.

Ein Grund, weshalb die zwischenmenschliche Kommunikation manchmal nicht funktioniert, liegt ja daran, dass wir Menschen gut darin sind, Dinge zu sagen, die nicht dem entsprechen, was wir denken/fühlen. Das passiert, weil wir andere nicht verletzen wollen, oder weil wir uns einen Vorteil davon erwarten. Je besser ein Mensch lernt, sich diesbezüglich zu kontrollieren, desto schwerer wird er/sie für andere zu „lesen.“ Solche Mechanismen zu erkennen und mit ihnen sinnvoll umzugehen, ist eine wichtige Fähigkeit von Führungskräften und somit Teil vieler Ausbildungen.

Der Vorteil, den es bietet, dabei mit Tieren zu arbeiten, ist, dass Tiere viel instinktgetriebener handeln als wir Menschen und (fast immer) klar im Ausdruck sind. Während Menschen durchaus lächeln können, obwohl sie traurig sind, wird zB ein Hund im Normalfall nicht lustig herumspringen, wenn er traurig oder ängstlich ist. Menschen können nicht alle Zeichen lesen, die Tiere senden, aber dem Grunde nach sind diese in ihrer Botschaft klar.

In der Arbeit mit Tieren lernen Menschen, Signale besser zu erkennen und erhalten direkte Rückmeldungen zu ihrer eigenen Wirkung.

Vorausschicken möchte ich, dass tiergestütztes Training nur mit ExpertInnen durchgeführt werden sollte – das bezieht sich auf die Expertise, was die jeweilige Tierart betrifft, und auf die Kompetenz im Thema Persönlichkeitsentwicklung sowie hinsichtlich Wirtschafts- und Führungsthemen.

Tierarten, die in Management-Trainings eingesetzt werden, sind zB  Hunde, Pferde, Esel, Lamas/Alpakas, Wölfe, und Hühner (mehr zum Chicken Camp für Führungskräfte lesen Sie hier).

Beim Lesen haben Sie bestimmt die eine oder andere Tierart „sympathischer“, „spannender“, oder „schräger“ gefunden, nicht wahr?

Auf emotionaler Ebene liegt das daran, dass uns aufgrund unserer individuellen Entwicklung einige Tiere besser bekannt sind, oder sie ein interessanteres/“besseres“ Image haben…

Collage aus Huhn, Pferd, Wolf, Alpaka auf rotem Hintergrund

Die Wahl der Tierart für ein Management-Training sollte jedenfalls nicht nach der Sympathie der Teilnehmenden getroffen werden, sondern sich an den Zielen, den Rahmenbedingungen und den Erwartungen orientieren, die mit dem Training in Verbindung stehen.

Mit Pferden zB kann man „arbeiten“ – daran, ob und wie sie es akzeptieren, von jemandem am Strick geführt zu werden, lassen sich Rückschlüsse auf die innere Verfasstheit der Person ziehen. Das kann einen hohen Erkenntnisgewinn für die eigene Persönlichkeit bringen. Zu beachten ist, dass innere Themen aufkommen könnten, die im Rahmen eines Trainings nicht be- und verarbeitet werden können, weil das etwa in einem Gruppensetting nicht möglich ist. So aufschlussreich Management-Trainings mit Pferden also sein können, empfehle ich, dazu quasi ein „Sicherheitsnetz“ bereitzustellen – etwa mittels nachgelagertem individuellen Coaching. (Wir wollen ja nicht Gräben aufreißen, die wir dann nicht wieder zuschütten können…)

Besuche im Wolfsrudel sind faszinierend – der Handlungsspielraum der Teilnehmenden ist hier aber sehr begrenzt, der Mensch nimmt dabei eine passive Rolle ein, Aktivitäten gehen von den Tieren aus. Produktive Erkenntnisse müssen hier also sehr stark über die Reflexion gewonnen werden – wer sich auf die Begegnung mit Wölfen einlässt und bereit ist, sich dann mit sich selbst auseinanderzusetzen, kann sehr viel über die eigene Persönlichkeit lernen.

Mit Hühnern lässt sich ganz gezielt am eigenen Kommunikationsverhalten arbeiten. Durch das Training mit einem Partner-Huhn bzw in der Reflexion mit den menschlichen KollegInnen erhalten Sie unmittelbare Rückmeldungen auf Ihre Außenwirkung und können Ihre Erkenntnisse dann auch gleich in Folge in der Praxis verwerten. (s. Chicken Camp für Führungskräfte)

Petra mit Pferd am Strick

An diesen Beispielen sehen Sie schon Unterschiede, die sich aus der Tierart ergeben, die im Training eingesetzt wird. Einerseits kann die Wirkung und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit im Vordergrund stehen (zB bei den Pferden), anderseits kann am konkreten Kommunikationsverhalten gearbeitet werden (zB mit Hühnern).

Wichtig ist natürlich auch die Gruppengröße. ZB wird ein Pferd nicht mit 10 Menschen in einem Training arbeiten können, das würde für das Tier vermutlich eine Überforderung bedeuten. Da der Erfolg eines Trainings auch davon abhängt, dass sowohl für das Wohl der Tiere gesorgt wird (Tier-ExpertInnen), als auch der Übertrag der Erkenntnisse in die Rolle als Führungskraft gelingt (Wirtschafts-ExpertInnen), müssen der Raum und die Anzahl der Teilnehmenden passen.

Im Vorfeld ist es also unerlässlich, sich der Kompetenz der TrainerInnen zu versichern, die Rahmenbedingungen zu definieren und mögliche Ziele festzusetzen. Darauf müssen die Erwartungen der Teilnehmenden abgestimmt werden, damit alle mit einer positiven Haltung ins Training einsteigen können.

Habe ich Ihr Interesse geweckt? Kontaktieren Sie mich gerne zu diesem Thema!