Coaching meets Profiling
Coaching und Profiling sind personenzentrierte Tätigkeiten.
Im Profiling wird sozusagen ein „Bild“ eines Menschen eingefangen, das sich aus unterschiedlichsten vergangenheitsbezogenen Informationen sowie dem aktuellen Verhaltensbild ergibt. Dieses kann (abhängig vom Arbeitsauftrag) in eine Hypothese für zukünftiges Verhalten münden, muss aber nicht.
Coaching beschäftigt sich mit der Vergangenheit des Menschen nur insoweit, als diese zum Verständnis des jeweiligen aktuellen Themas nötig ist. Der eigentliche Coaching-Prozess (mehr dazu s. auch hier) ist darauf ausgerichtet, für die individuelle Fragestellung eine für den/die Klient/in/en zukunftsorientierte nachhaltige Lösung zu entwickeln.
Je besser ich als Coach meine Coachees „lesen“ und verstehen kann, desto besser kann ich sie auf ihrem Lösungsweg begleiten. In diesem Sinne sehe ich das Profiling (und vor allem zentrale Kompetenzen daraus) als ideale Ergänzung in meiner Tätigkeit als Coach.
Profiling liefert die Analyse eines Menschen, wie er/sie sich zum aktuellen Zeitpunkt darstellt. Neben einer Verhaltensbeobachtung (inkl. Gestik, Mimik, Stimme, Sprache,…, live oder per Videoaufzeichnung) werden auch Daten aus anderen Quellen (zB Informationen aus social media, sowie sonstigen Medien) herangezogen. Bezogen auf das Verhalten bildet das Basis-Verhalten (der Basis-Ausdruck) der Person den Ausgangspunkt – dazu werden Abweichungen aufgezeigt und daraus Inkongruenzen zB zwischen dem Gesagten und der inneren Haltung eines Menschen aufgezeigt.
Eine Methode zum Lesen der Mimik ist FACS – das Facial Action Coding System, das auf Paul Ekman, Joe Hager und Wallace Friesen zurückgeht. Unter anderem haben die Wissenschaftler in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zahlreiche Forschungsreisen zu indigenen Völkern auf Papua Neuguinea unternommen und die Gesichtsausdrücke von Menschen studiert, um einen eindeutigen Zusammenhang zu den Basisemotionen herstellen zu können. Auf den Ergebnissen dieser Studien basiert das FACS.
(Ekman, Paul: „Emotions Revealed, Understanding Faces and Feelings“, Weidenfeld & Nicolson, an Imprint of Orion Books Ltd, pb, 2004)
Es lässt sich quasi als Landkarte des Gesichts erklären, in ihm sind alle im menschlichen Gesicht befindlichen Muskeln erfasst und bestimmten Gesichtsausdrücken zugeordnet. FACS identifiziert 7 universelle Grundemotionen: Freude, Ärger, Trauer, Ekel, Verachtung, Angst und Überraschung – die sich im Gesicht deutlich zeigen können oder nur in Sekundenbruchteilen als Microexpression.
Diese zu erkennen, bedeutet einen Mehrwert im Coaching. Dass „etwas nicht stimmt“ (also Gesagtes und innere Haltung nicht übereinstimmen) erkennen erfahrene Coaches – das Lesen eines Menschen, wie es im Profiling gemacht wird, ermöglicht darüber hinaus, die zugrundeliegende Emotion zu identifizieren und zu benennen.